Claudias Welt

Die Sache mit dem Regenbogen am Stadion

Geschrieben von Claudia | Jun 22, 2021 4:11:00 PM

Großereignisse im Sport wurden schon immer gerne für politische Botschaften verwendet. Nun sollte die 2021 nachgeholte EM 2020 auch keine Ausnahme bleiben.

 

Nachdem sich die internationale Presse bereits über die Pfiffe gegen kniende Spieler und Schiedsrichter ausgelassen hatte, richtete sich der Fokus im weltweiten Pride-Monat auch schnell auf Aktionen rund um die LGBT-Community. Dass Manuel Neuer regelwidrig eine Kapitänsbinde in den Regenbogenfarben trug, war erstmal untergegangen. Erst als die Uefa richtigerweise Ermittlungen aufnahm, füllten sich die Kommentarspalten. Nur wenig Verteidigung ließ sich ausmachen für die Untersuchung eines Regelverstoßes.

 

Zumindest wurde keine Strafe ausgesprochen, was wiederum zu sehr positiven Pressereaktionen führte. Und so fühlte man sich wohl auch im Recht, als man beantragte, das abschließende Gruppenspiel der deutschen gegen die ungarische Nationalmannschaft in einer durch die Regenbogenfarben beleuchteten Allianz-Arena in München austragen zu dürfen.

 

Ganz unverblümt fügte man dem Antrag die Begründung bei, gegen ein neues Jugendschutzgesetz in Ungarn demonstrieren zu wollen. Der Stadtrat Münchens wollte ein politisches Zeichen setzen. Als die Uefa dies ablehnte, brach ein Sturm der Entrüstung los. Wie es denn sein könne, einerseits gegen die Ausgrenzung von Menschen zu sein, andererseits aber solche Aktionen zu untersagen.

 

Schnell fanden sich Interviews, in denen Politiker aller Parteien Kritik an der Entscheidung übten, während sie gleichzeitig auf Aktionen hinwiesen, dass nun andere Stadien deutscher Profivereine am Spielabend in Regenbogenfarben getaucht würden. Ja selbst das Brandenburger Tor sollte als Zeichen für Toleranz und gegen die Ausgrenzung der LGBT-Community so beleuchtet werden. 

 

DAS sind natürlich die Aktionen, die wirklich weiterhelfen. Vor allem die Politiker sollten eigentlich ganz schnell ruhig sein. Wenn Politiker wirklich helfen wollen, sollten sie eben einfach das Transsexuellengesetz verfassungsgemäß ändern. Ein Gesetz, über das seit 10 Jahren (!!!) diskutiert wird, nachdem es vom BVerfG als in grundlegenden Teilen verfassungswidrig eingestuft wurde.

 

Ich persönlich führe ja dagegen gerade ein Gerichtsverfahren im weltoffenen, bunt-toleranten Berlin und habe um zumindest moralische Unterstützung gebeten, wie ich in einem anderen Beitrag bereits thematisiert habe. Egal ob Frau Baerbocks Grüne, die Linken, die Union oder die SPD, KEINE der Fraktionen im deutschen Parlament hielt es für nötig, zu antworten. Auch nicht einzelne Politiker, die im Bundestag gerne heiße Luft zu dem Thema absondern. Lediglich ein Politiker der FDP und die AfD haben geantwortet, wobei auch nichts wirklich greifbares herauskam.

 

Transverbände haben anscheinend ebenfalls Probleme mit solchen Anfragen. Zumindest kam auch von dort bisher nichts zurück.

 

Stattdessen hilft es Betroffenen wie mir aber halt ungemein, wenn das Brandenburger Tor in Regenbogenfarben leuchtet oder bunte Fähnchen geschwenkt werden. Die Richterin in Berlin, die mir ganz ungeniert in dem Verfahren grundlegende Rechte aus meiner EU-Staatsbürgerschaft abspricht, wedelt dann bestimmt auch mit.