"Gianni Jovanovic ist Rom. Er will niemandem den Mund verbieten, nur dazu einladen, über Herkunft und Wirkung von Wörtern wie „Zigeuner“ nachzudenken." So beginnt ein Beitrag in der WELT von Deniz Yücel.
In diesem Beitrag schildert Gianni Jovanovic, wie wichtig es doch sei, bei der Sprache Rücksicht zu nehmen, da Begriffe verletzend sein können. Er fühlt sich verletzt, wenn jemand das Wort "Zigeuner" verwendet. Selbst bezeichnet er sich als "Kartoffel", ja sogar als "Süßkartoffel", da er sich selbst so deutsch sieht. Die Vermeidung bestimmter Begriffe ist für ihn eine Selbstverständlichkeit, wenn man Diversität und Inklusion fördern möchte.
Kartoffel als Bezeichnung für Deutsche ist aber offensichtlich okay für Herrn Jovanovic? Schließlich hat er es ja bestimmt nicht böse gemeint, oder? Für mich ist er ein Rassist und nichts anderes, wenn ich seine Maßstäbe ansetze.
Die ganze Diskussion nimmt mittlerweile komplett schizophrene Züge an. Diejenigen, die vehement eine inklusive Gesellschaft fordern, sind aber auch genau diejenigen, die mit Begriffen wie Afro-Deutsche, Deutsch-Türken und was weiß ich, Spaltung betreiben. Die Herkunft ist wichtig, aber gleichzeitig ist es rassistisch, danach zu fragen. Genauso einen Menschen, der dem Aussehen nach eben eventuell nicht in Mitteleuropa geboren wurde, auf englisch anzusprechen, wenn dieser sich etwas verloren in einer deutschen Stadt zu orientieren versucht. Schließlich könnte er ja auch in Ulm geboren sein und auf innerdeutscher Urlaubsreise. Gleichzeitig ist es aber auch wieder rassistisch, ihn auf deutsch anzusprechen, mit der unterschwelligen Forderung, dass jemand, der sich im Land befindet, auch die entsprechende Sprache zu sprechen hat.
Dazu gibt es unzählige Beispiele und anstatt irgendetwas zu verbessern, machen es die Weltverbesserer nur noch schlimmer, mit ihrem erhobenen Zeigefinger. “Du darfst nicht, Du sollst nicht, Du musst, aber ich darf, da ich moralisch besser bin als Du.”
Auf meine Kritik hin, meldete sich der Verfasser des Artikels noch einmal zu Wort. "Man kann die Bezeichnung "Kartoffel" als despektierlich empfinden. Aber dass er sie nicht so meint, ist eigentlich offensichtlich. Er sagt ja von sich selber, er sei selber „Kartoffel“ – und weist damit implizit jene manchmal von vermeintlich antirassistischer Seite permanente Gegenüberstellung von „People of Colour“ und „weißen Deutsche“ („Kartoffeln“) zurück. Also er verwendet je nach Kontext beide Kategorien, behandelt sie aber nicht als Gegensatz. Beste Grüße, Deniz Yücel"
Und damit widerspricht der Verfasser seinen eigenen Intentionen. Es ist also doch wichtig, WIE man etwas meint und nicht, welche Worte man verwendet. Die Möglichkeit, Begriffe zu instrumentalisieren sind schließlich unendlich. “Spaghetti” ist rassistisch Italienern gegenüber, “Kraut” und “Kartoffel” den Deutschen. “Schwarz”, “Weiß”, “Mann”, “Frau”, alles diskriminierend und beleidigend irgendjemandem gegenüber. "Zigeunersoße" ist demnach auch nicht rassistisch, wenn man es im richtigen Zusammenhang verwendet.
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