Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Kaum ein Tag vergeht, an dem man nicht über einen Artikel stolpert, in dem entweder die Vorzüge gepriesen oder auf die Gefahren hingewiesen wird. Skynet scheint nun im Bereich des Möglichen zu sein.
Ich persönlich werde den Hype um diese Tools wohl nie verstehen. Mein Arbeitgeber hat auch Testläufe für einen Chatbot und einen Content Assistant. Täglich kommen Anfragen dazu. Eine lange Warteliste schränkt den Zugang zu den Tests ein.
Auch in den Kommentarspalten unter Artikeln zu dem Thema ist die vorherrschende Meinung, dass es sich um eine wunderbare Erfindung handelt. So konnte sich ein Teilnehmer an einer Diskussion auf Welt Online kaum einkriegen vor Begeisterung. Wie einfach es doch nun sei, einen Blog zu betreiben. Anstatt über Stunden über einem Beitrag zu sitzen, lässt man nun den Bot einen Text erstellen und schaut vor der Veröffentlichung nur kurz drüber.
So lange derjenige, der „drüberschaut“ auch versteht, was in dem Blog steht und nicht jeden KI-generierten Schwachsinn durchwinkt, mag das sogar Sinn machen. Das Problem ist, dass es die künstliche Intelligenz momentan mit der Wahrheit noch nicht so genau nimmt. In den letzten Wochen habe ich einige Tests mit ChatGPT durchgeführt. Die Ergebnisse sind niederschmetternd.
Kaum eine Information war richtig. Selbst Lebensdaten bedeutender Persönlichkeiten wie Albert Einstein wurden falsch wiedergegeben. Geboren wurde er einfach nicht in New York. Meine Ahnin (naja fast) Martha Elisabeth Zitterin wurde als Freiheitskämpferin im Zweiten Weltkrieg ausgewiesen. Nur wurde sie halt 290 Jahre vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs geboren. Eine stattliche Leistung, im hohen Alter.
Noch gravierender ist die politische Ausrichtung von ChatGPT. Fragt man etwas an, was nicht der aktuellen Ausrichtung des Zeitgeistes entspricht, so bekommt man das Gegenteil zurück. In meinem Test fragte ich, warum man illegale Einwanderer abschieben sollte und als Antwort kam ein Essay darüber, warum es schlecht ist, so eine Meinung zu vertreten.
Aber ist natürlich toll, wenn die KI alles kann und man sie mit allen möglichen Aufgaben betraut. Wer braucht dann schon Photographen, die auf der Suche nach dem perfekten Motiv durch die Gegend stapfen und sich mit dem richtigen Licht herumschlagen oder der Nachbearbeitung? „Hey Bot, mach mir mal ein Bild“ und schon ist es da. Ob es die Realität abbildet? Egal. Hauptsache es zeigt, was man will. Dass man mit solchen Bildern Preise gewinnen kann, wurde bereits bewiesen.
Ein beliebtes Einsatzgebiet scheinen Hochzeitsreden zu sein. Da freut sich dann auch die ganze Hochzeitsgesellschaft, wenn der Trauzeuge von Erlebnissen mit dem Bräutigam spricht. Hauptsache sie sind lustig, auch wenn sie nur den Algorithmen einer Software entspringen.
Werbung, Serien, Filme. Gerade streiken die Drehbuchautoren in Hollywood. Einfach durch KI ersetzen. Eine weitere geistlose Netflix-Serie bekommt der Bot schon auch hin. Mit den zickigen Divas braucht man sich auch nicht ärgern. Lassen wir halt den Bot eine generieren. Oder per Deepfake bekannte Gesichter für einen geringen Obulus auftauchen.
Musik, Bücher, ja selbst Nachrichten lassen sich perfekt per KI erstellen. „Hey Bot, mach mir doch ein Video über Massenhinrichtungen russischer Kriegsgefangener in Lwiw“ Da freut sich doch jeder Propagandist. Schon jetzt haben die Menschen überwiegend Probleme damit die Flut an Informationen, die auf sie einprasseln, entsprechend auszuwerten.
Und wer braucht dann überhaupt noch einen Winston Smith, der mühsam im Wahrheitsministerium Texte ändert. „Hey Bot, ändere doch bitte alle Texte im Archiv soundso ab“. Geht viel schneller, niemand spricht darüber und man spart Unmengen an öligem Gin in der Kantine.
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