Wenn ich mir so einige Kommentare zum Thema Maskentragen durchlese, kommt die Erinnerung an die Diskussion rund um die Gurtpflicht im Auto hoch. Das sei ein unrechtmäßiger Eingriff in die Grundfreiheiten und außerdem gefährlich für Frauen, bei denen es zu Gesundheitsschäden am Busen kommen könne.
Wie heute einige vom Erstickungstod durch das Maskentragen fabulieren, wurde damals die Gefahr beschworen, dass man bei Unfällen durch den Gurt im Auto verbrennt oder ertrinkt. Journalisten betiltelten es mit “Ans Auto gefesselt” oder "Die Furcht vor der Fessel".
Ebenfalls wie die Maskenträger heute, wurden diejenigen, die sich im Auto anschnallten, als Spießbürger und obrigkeitshörig beschimpft und dass sie Angst schüren wollten. Andererseits galten die Verweigerer damals wie heute als Egoisten, die ihre subjektiv wahrgenommene Freiheit auf Kosten der Allgemeinheit ausleben wollten. Es wurde sogar gefordert, Gurtmuffel in Krankenhäusern nicht mehr zu behandeln. Kommt einem das nicht bekannt vor?
Wie heute gab es Rechtsgutachten, die eine solchen Eingriff in Frage stellten. Mit den alten Argumenten, dass man sich auch zu Tode saufen oder rauchen könne. Sogar Gerichtsentscheidungen pro Gurtverweigerung gab es und wurden groß gefeiert.
Erst 1984 setzte sich die Anschnallpflicht im Auto endgültig durch, nachdem man ein Bußgeld einführte. Heute schauen wir zurück und schütteln den Kopf über angeblich flach gedrückte Busen oder strangulierte Kinder. Erst wenn man wieder in die Kommentarspalten schaut, merkt man, dass sich an der Mentalität der Menschen nicht viel geändert hat.
Vielleicht schauen irgendwann unsere Enkel zurück und schütteln den Kopf, weil in ihrer Welt die Maske so normal geworden ist, wie für uns der Gurt im Auto. Während sie sich über eine Maßnahme aufregen, die sie vor hoher UV-Strahlung oder ähnlichem schützen soll. Schließlich könne man sich ja auch zu Tode saufen oder rauchen.
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