Vielleicht ist es dem ein oder anderen schonmal aufgefallen, aber irgendwie haben sich immer seltsamere Wörter in den allgemeinen Sprachgebrauch eingefügt. Zumindest hat das den Anschein, wenn man regelmäßig Printmedien konsumiert.
Ich persönlich bin ja begeisterter Leser des Kicker. Schon seit Anfang der 1990er Jahre hole ich mir hier die aktuellen Meldungen rund um meinen Lieblingsfußballverein und Informationen zu Sportereignissen allgemein. In den letzten paar Jahren hat sich allerdings etwas geändert. Wo früher keine Unterschiede gemacht wurden, hat sich mittlerweile der Begriff "Traditionsverein" in viele Berichte eingeschlichen. Was will man dem Leser denn damit eigentlich sagen? Dass es sich hier um einen elitären Kreis einiger bestimmter Vereine handelt, die herausragen?
Leider macht man auch keine Angaben, wie man das genau definiert. Der 1. FC Köln wird zum Beispiel als Traditionsverein geführt, obwohl erst 1948 durch Fusion gegründet. Auch bei der SpVgg Greuther Fürth, die es erst seit den 1990er Jahren gibt, findet man den Begriff. Bayer 04 Leverkusen hingegen, 1904 gegründet, fällt nicht in diese Kategorie. Manchmal nimmt man auch die Dauer der Zugehörigkeit zur Bundesliga als Maßstab, um die TSG Hoffenheim oder den VfL Wolfsburg aus dem elitären Kreis der Traditionsvereine auszuklammern. Preußen Münster hingegen hat genug Tradition, obwohl die Bundesliga kaum einmal erreicht wurde. Erreichte Titel können es auch nicht sein. Und warum man beim FC Bayern München den Begriff nie liest, ist auch nicht ersichtlich, obwohl vor über 100 Jahren gegründet und seit fast 60 Jahren durchgehend in der Bundesliga.
Schulstreik ist auch so ein Wort, was man so erst in jüngerer Vergangenheit findet. Hier sieht man zumindest, dass man das verbotene Fernbleiben vom Unterricht legitimieren will, indem man es mit einem Arbeitskampf gleichsetzt. Man will zeigen, dass Schüler ein Recht darauf hätten, zur Durchsetzung von Zielen, die Regeln zu brechen. Wenn das dann noch von der Bundeskanzlerin öffentlich gelobt wird, wurde das Ziel eindeutig erreicht.
Neologismen sind vor allem beim Gendern anzutreffen. "Liebe Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen" ist ja auch bei weitem nicht mehr inklusiv genug. Jetzt sind es "Mitarbeitende", aus Studenten wurden "Studierende", etc. Als die Stadtverwaltung von Hannover vor Jahren ankündigte, Wörter wie "Wählende" in offiziellen Schreiben zu verwenden, gab es reihenweise Kritik dafür. Nun ein paar Jahre später findet man diese Schreibweisen auch in konservativen Publikationen wie Focus oder Welt wieder.
Nun kann man zwar argumentieren, dass Sprache einem Wandel unterliegt, aber hier scheint es eher so zu sein, dass man diesen Wandel künstlich herbeiführen möchte, indem man bestimmte Wörter und Begriffe immer und immer wieder verwendet, bis sie sich in den allgemeinen Sprachgebrauch eingeschlichen haben.